Auf den ersten Blick kann eine Bilanz wie ein wirres Durcheinander aus komplexen Zahlen und Begriffen aussehen. Wenn Sie aber das Format und die verwendete Terminologie erst einmal kennen, wird es deutlich einfacher für Sie, die Finanzen Ihres Kleinunternehmens zu verstehen und nachvollziehbar zu dokumentieren.
In diesem Beitrag erfahren Sie, wie Sie eine Bilanz in einfachen Worten lesen und in vier Schritten erstellen, sodass Sie sich ein klares Bild von der finanziellen Gesundheit Ihres Unternehmens machen können.
Was ist eine Bilanz und warum erstellen Unternehmen sie?
Eine Bilanz ist eine Finanzaufstellung, mit drei Hauptabschnitten: Aktiva, Passiva und Eigenkapital.
Sie ist eine Momentaufnahme zu einem bestimmten Zeitpunkt, die Folgendes zeigt:
Was Ihr Unternehmen besitzt
Was Ihr Unternehmen schuldet
Wie viel die Aktionäre investiert haben
Alles, was Sie besitzen (Aktiva), wird entweder durch Ihre Verbindlichkeiten (Passiva) oder durch Investitionen (Eigenkapital) finanziert.
Der Begriff „Bilanz“ bedeutet, dass beide Seiten dieser Gleichung immer gleich sein müssen:
Vermögenswerte = Verbindlichkeiten + Eigenkapital
Eine Bilanz – auch als Vermögensübersicht bezeichnet – hilft kleinen Unternehmern und Stakeholdern dabei:
alle Ressourcen zu erfassen, um die Einhaltung von Vorschriften und ein transparentes Reporting zu gewährleisten.
die aktuelle finanzielle Lage eines Unternehmens im Vergleich zu den Vormonaten oder Vorjahren zu verstehen
klügere Entscheidungen über Investitionen, Kredite und Wachstumsstrategien zu treffen
die langfristige Stabilität und Finanzkraft zu bewerten, um Investoren zu gewinnen
Durch regelmäßige Überprüfung Ihrer Bilanz können Sie fundiertere Entscheidungen treffen, um Ihr Geld auf eine Weise auszugeben, die das Wachstum fördert.
Sie können auch sehen, wie sich die Finanzen Ihres Unternehmens im Laufe der Zeit entwickeln, um Trends zu erkennen und Strategien entsprechend anzupassen.
Balance Sheets: So lesen Sie eine Bilanz – einfach erklärt (mit Beispiel)
Auch wenn folgende Finanzdokumente komplex aussehen, ist es relativ einfach, die Funktionsweise von Bilanzen zu verstehen, sobald man die Fachbegriffe kennt. In diesem Abschnitt werden der Aufbau und die gängigsten Begriffe in einfacher Sprache erklärt.
Eine Bilanz sollte dem Leser zwei Fragen beantworten:
Woher kommt dieses Geld?
Wohin ist dieses Geld geflossen?
Vermögenswerte
Vermögenswerte in Ihrer Bilanz sind Dinge, die Ihrem Unternehmen gehören. Sie können materielle (wie beispielsweise physische Gegenstände) und immaterielle Vermögenswerte (etwa Daten, Urheberrechte und Patente) haben.
Ein gängiger immaterieller Vermögenswert ist beispielsweise der „Goodwill“ – eine Schätzung des Kaufpreises Ihres Unternehmens abzüglich der Differenz zwischen dem beizulegenden Zeitwert Ihrer Vermögenswerte und Verbindlichkeiten.
In der Bilanz werden hauptsächlich zwei Arten von Vermögenswerten ausgewiesen:
Umlaufvermögen. Dinge, die Sie innerhalb eines Jahres in Bargeld oder bargeldähnliche Mittel umwandeln können.
Langfristige/nicht liquide Vermögenswerte. Dinge, die Sie länger als ein Jahr behalten werden.
Zum Umlaufvermögen gehören Bargeld, Vorräte und Forderungen (Forderungen aus Lieferungen und Leistungen).
Nicht liquide Vermögenswerte des Unternehmens können eigene Gebäude, Grundstücke und Maschinen (unter „Sachanlagen“ ausgewiesen) oder langfristige Finanzanlagen sein.
Hinweis: „Abzüglich: kumulierte Abschreibungen“ steht für den Wertverlust Ihrer Vermögenswerte im Laufe der Zeit aufgrund von Abnutzung und Verschleiß sowie deren aktuellen Wert.
Im Geschäftsleben benötigen Sie kurz- und langfristige Vermögenswerte, die beide den Cashflow binden. Beispielsweise können Sie über kurzfristige marktfähige Wertpapiere (wie Aktien und Anleihen) und langfristige vorausbezahlte Aufwendungen (wie bereits bezahlte zukünftige Versicherungen oder Mieten) verfügen.
Während Sie auf bestimmte langfristige Vermögenswerte möglicherweise nicht zugreifen können, können Sie andere schnell verkaufen, wenn Sie Geld flüssig machen möchten.
Ihr Gesamtvermögen entspricht der Summe aller Vermögenswerte Ihres Unternehmens. Das Nettovermögen entspricht Ihrem Gesamtvermögen abzüglich Ihrer Gesamtverbindlichkeiten.
Verbindlichkeiten
Die Verbindlichkeiten Ihres Unternehmens sind Dinge, die Sie anderen Personen oder Unternehmen schulden (also der Geldbetrag, den Sie sich von anderen geliehen haben).
Hinweis: Durch Kreditaufnahme oder Kapitalbeschaffung können Sie ein Unternehmen ohne Bargeld gründen. Der Nachteil ist, dass Sie das Geld zurückzahlen müssen, auch wenn Sie keinen Gewinn erzielen.
Man unterscheidet zwei Arten von Verbindlichkeiten: kurzfristige Verbindlichkeiten (Rechnungen, die Sie innerhalb eines Jahres bezahlen müssen) und langfristige/nicht kurzfristige Verbindlichkeiten (Schulden, die auch nach einem Jahr noch fällig sind).
Zu den kurzfristigen Verbindlichkeiten gehören:
Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen. Geld, das Sie Lieferanten schulden.
Aufgelaufene Aufwendungen. Kosten, die Ihnen entstanden sind, aber noch nicht bezahlt wurden (zum Beispiel Stromrechnungen).
Verdeckte Verbindlichkeiten. Geld, das Sie für Waren oder Dienstleistungen erhalten haben, die Sie noch nicht geliefert haben.
Hypotheken, Darlehen und Verbindlichkeiten gegenüber Gläubigern/Anleihegläubigern (Verbindlichkeiten aus Anleihen), deren Tilgung Jahre dauert, sind langfristige Verbindlichkeiten.
Bestimmte Arten von Unternehmensverbindlichkeiten können auch kurzfristig und langfristig sein, je nach ihrem Fälligkeitsdatum und dem Zeitpunkt, zu dem Sie sie begleichen müssen. Beispielsweise hängen Steuerverbindlichkeiten davon ab, wann Sie sie schulden.
Verschiedene Abschreibungsmethoden (wie Ihr Unternehmen die Kosten für große Anschaffungen über mehrere Jahre verteilt) können Ihnen kurzfristig Steuern sparen, aber Sie müssen diese Steuern in Zukunft dennoch zahlen.
„Latente Steuerverbindlichkeiten“ entstehen, wenn Sie die Zahlung von Steuern aufschieben, häufig aufgrund von Unterschieden in den Rechnungslegungs- und Steuervorschriften. Während diese langfristigen Verbindlichkeiten zukünftige Zahlungen erfordern, sind latente Steueransprüche (wenn Sie zu viel Steuern gezahlt haben) vorteilhaft und deuten auf zukünftige Einsparungen hin.
Ihre Gesamtverbindlichkeiten sind alle langfristigen Schulden und finanziellen Verpflichtungen, die Ihr Unternehmen gegenüber Dritten hat.
Eigenkapital
Der Eigenkapitalanteil zeigt, was übrig ist, nachdem Sie alle Ihre kurz- und langfristigen Verbindlichkeiten beglichen haben. Der Anteil der Eigentümer an Ihrem Unternehmen wiegt den Rest Ihrer Finanzen auf.
Angenommen, Sie haben einen Laden gekauft, aber noch nicht den vollen Kaufpreis bezahlt (eine Verbindlichkeit). Das Geschäft ist jedoch mehr wert als das, was Sie noch schulden. Der Teil, der Ihnen frei und unbelastet gehört, ist Ihr Eigenkapital.
Je nach Unternehmensstruktur müssen Sie möglicherweise verschiedene Arten von Eigenkapital berücksichtigen.
Hinweis: Eigenkapital, Anteilseigner- und Aktionärs-Eigenkapital sind austauschbare Begriffe. „Eigentümer“ bezieht sich in der Regel auf Einzelpersonen oder Personengesellschaften, während die anderen Begriffe für Unternehmen mit geteilten Anteilen gelten.
Hier sind sechs typische Formen von Eigenkapital:
Stammaktien | Aktien, die von Stammaktionären gehalten werden und deren Eigentumsanteil an dem Unternehmen verbriefen. |
Vorzugsaktien | Eine Art von Aktien, die in der Regel feste Dividenden zahlen und den Aktionären im Falle einer Liquidation Vorrang vor Stammaktien einräumen. |
Gewinnrücklagen | Die Gewinne, die Ihr Unternehmen einbehält (um zu wachsen oder Schulden zu tilgen), anstatt sie als Dividenden auszuschütten. |
Zusätzliches eingezahltes Kapital (APIC = Additional paid-in capital) | Zusätzliche Gelder, die Aktionäre beim Kauf von Aktien gezahlt haben. |
Eigene Aktien/Eigenanteile | Aktien, die Sie von Aktionären zurückkaufen, um sie zu behalten, zu verkaufen oder einzuziehen |
Kumuliertes sonstiges Gesamtergebnis (AOCI) | Gewinne und Verluste (wie beispielsweise Währungsumrechnungsdifferenzen), die nicht in der regulären Gewinn- und Verlustrechnung erscheinen |
Die Kenntnis der oben genannten Arten von Aktionären und ihrer Kapitalanteile ist entscheidend für das Verständnis der Eigentümerstruktur Ihres Unternehmens und deren Auswirkungen auf finanzielle Entscheidungen.
Ihre Gesamtverbindlichkeiten und Ihr Eigenkapital sind die Summe Ihrer Schulden und der Investitionen Ihrer Eigentümer. Dieser Betrag sollte in Ihrer Bilanz immer dem Gesamtvermögenswert entsprechen.
Wenn Sie nur Ihr eigenes Geld in Ihr Unternehmen investiert haben, entspricht Ihr Eigenkapital diesem Betrag. Ihr Gesamtkapital wird auch als Ihr Nettovermögen bezeichnet.
4 Schritte zur Erstellung Ihrer eigenen Bilanz als Kleinunternehmen
Mit folgender Anleitung können Sie Ihre Vermögenswerte, Verbindlichkeiten und Ihr Eigenkapital ganz einfach erfassen, um die finanzielle Lage Ihres kleinen Unternehmens klar zu verstehen.
So erstellen Sie Ihre Bilanz in vier Schritten:
Schritt 1: Finanzinformationen sammeln
Bevor Sie die Bilanz Ihres Unternehmens erstellen, müssen Sie Daten zu allen Vermögenswerten, Verbindlichkeiten und dem Eigenkapital sammeln.
Das Sammeln dieser Kennzahlen ist die Basis dafür, dass Ihre Bilanz den tatsächlichen Zustand Ihres Unternehmens widerspiegelt. Eine genaue Finanzberichterstattung hilft Ihnen auch, fundiertere Entscheidungen zu treffen.
Nachfolgend finden Sie fünf wichtige Datenquellen, mit denen Sie Ihre Bilanz erstellen können:
Nettoeinkommen. Ermitteln Sie den Gewinnvortrag und die Gesamtrentabilität anhand der Gewinn- und Verlustrechnung.
Bargeldbestände. Erfassen Sie die Liquidität Ihres Unternehmens (wie leicht Sie Ihre Vermögenswerte in Bargeld konvertieren können) mit einer Kapitalflussrechnung.
Vertriebsdaten. Bewerten Sie Umsatzerlöse und ausstehende Rechnungen mit einer Kundenbeziehungsmanagement-Software (CRM) wie Pipedrive.
Lagerbestände. Überwachen Sie das Umlaufvermögen mit einem Bestandsverwaltungssystem.
Berichte über Verbindlichkeiten und Forderungen. Erfassen Sie ausstehende Verpflichtungen und Forderungen gegenüber Kunden.
Eine gute Buchhaltung bedeutet, dass Sie die meisten Daten, die Sie benötigen, griffbereit haben. Außerdem sorgen Sie auf diese Weise für fehlerfreie Bilanzen, die Ihnen einen umfassenden Überblick über die Finanzlage Ihres Unternehmens geben.
Zusätzlich zu den Sales-Pipelines können Sie das CRM-System von Pipedrive nutzen, um finanzielle Aktivitäten wie Vertriebs- und Zahlungsvorgänge zu überwachen.
Sie können das Tool auch in führende Buchhaltungssysteme (wie Quickbooks und Paycove) integrieren, um Ihre Vertriebs- und Buchhaltungsinformationen an einem Ort zu verwalten.
Schritt 2: Halten Sie sich an ein bevorzugtes Format
Wählen Sie als Nächstes ein strukturiertes Format und erstellen Sie Ihre Bilanz manuell (zum Beispiel mit einer Tabellenkalkulation) oder mit einem digitalen Tool (zum Beispiel einer Buchhaltungssoftware wie QuickBooks oder Xero).
Hinweis: In den USA ansässige börsennotierte Unternehmen müssen ihre Bilanzen gemäß den Generally Accepted Accounting Principles (GAAP) formatieren, um Konsistenz und Vergleichbarkeit zu gewährleisten.
Die Wahl der Formatierung ist entscheidend für die Konsistenz der Bilanz. Wenn Sie beispielsweise auf eine vorherige Seite mit einem anderen Layout zurückgreifen, kann es schwierig sein, die benötigten Informationen schnell zu finden.
Es gibt drei typische Möglichkeiten, Ihre Bilanz zu formatieren:
Konto. Zeigt die Vermögenswerte auf der linken Seite und die Verbindlichkeiten und das Eigenkapital auf der rechten Seite an, um beide Seiten klar zu vergleichen – wie in der kostenlosen Pipedrive-Vorlage.
Bericht. Listet Vermögenswerte, Verbindlichkeiten und Eigenkapital in einer einzigen Spalte auf, um die Lesbarkeit und einen logischen Ablauf zu gewährleisten.
Vergleich. Zeigt mehrere Zeiträume nebeneinander (zum Beispiel Dezember 2022 vs. Dezember 2023), um Veränderungen der Finanzlage im Laufe der Zeit zu analysieren.
Wenn Sie ein bevorzugtes Format auswählen und sich daran halten, vereinfachen Sie auch die Aktualisierung und Überprüfung Ihrer Bilanzen.
Schritt 3: Vermögenswerte und Verbindlichkeiten auflisten
Listen Sie nun Ihre kurzfristigen und langfristigen Vermögenswerte und Verbindlichkeiten auf und summieren Sie diese. Die korrekte Kategorisierung dieser Posten ist für die Einhaltung der Rechnungslegungsstandards erforderlich.
Nehmen wir an, Sie sind ein kleines Unternehmen, das HR-Software verkauft. Ihre Vermögenswerte und Verbindlichkeiten könnten Folgendes umfassen:
Beispiele für Vermögenswerte | Beispiele für Verbindlichkeiten |
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Insgesamt belaufen sich Ihre kurzfristigen und langfristigen Vermögenswerte auf 275.000 €, während Ihre kurzfristigen und langfristigen Verbindlichkeiten 77.000 € betragen.
Sie können diese Informationen zentral erfassen, indem Sie Vermögenswerte und Verbindlichkeiten präzise auflisten und zusammenführen – so schaffen Sie eine fundierte Grundlage für solide Entscheidungen in den Bereichen Budgetierung, Investitionen und Finanzstrategie.
Schritt 4: Berechnen Sie das Eigenkapital und überprüfen Sie Ihre Bilanzgleichung
Berechnen Sie abschließend das Eigenkapital Ihres Unternehmens und überprüfen Sie Ihre Seitenbilanzen. Dieser Schritt ist entscheidend, um sicherzustellen, dass Ihre Finanzberichterstattung korrekt ist.
Sie können das Eigenkapital anhand dieser grundlegenden Bilanzgleichung berechnen:
Eigenkapital = Vermögenswerte – Verbindlichkeiten
Verwenden wir die Zahlen aus dem vorherigen Beispiel, um dies zu berechnen. Wenn Ihre Vermögenswerte 275.000 € und Ihre Verbindlichkeiten 77.000 € betragen, beträgt Ihr Eigenkapital 198.000 €.
Hinweis: Wenn Sie Ihr Eigenkapital manuell addiert haben und es mehr oder weniger als dieser Betrag beträgt, liegt ein Fehler in Ihren Berechnungen vor.
Um zu überprüfen, ob Ihre gesamte Bilanz korrekt ist, können Sie die folgende Formel verwenden:
Aktiva = Verbindlichkeiten + Eigenkapital
Wichtig ist auch, oben in Ihrer Bilanz ein Datum als Referenz anzugeben. Die Angabe, wann genau Sie diese Finanzdaten zusammengestellt haben, hilft den Stakeholdern, die aktuelle Position Ihres Unternehmens im Vergleich zu früheren Perioden einzuschätzen.
Häufig gestellte Fragen zur Bilanz
Abschließende Gedanken
Die Bilanz ist ein wichtiges Instrument zum Verständnis der Finanzen Ihres Unternehmens. Indem Sie die dargestellten Schritte befolgen, erhalten Sie ein klareres Bild Ihrer finanziellen Lage und sind besser für die Zukunft gerüstet.
Denken Sie daran, dass eine Bilanz nur so genau ist wie die eingegebenen Daten. Stellen Sie deshalb sicher, dass Sie Systeme und Tools verwenden, die Ihre Daten korrekt berechnen.
Um Ihre Vertriebsumsatzdaten zuverlässig zu verfolgen und in Ihre bevorzugten Buchhaltungstools zu integrieren, probieren Sie das Pipedrive CRM gerne 14 Tage lang kostenlos aus.